Seltene Schlafkrankheiten
Wenn der Tag zur Nacht wird
Es gibt verschiedene Schlafkrankheiten, die als selten gelten. Selten bedeutet dabei, dass sie nicht häufiger als bei einer von 2000 Personen auftritt. Die Symptome der Krankheiten unterscheiden sich mitunter deutlich, gemeinsam haben sie jedoch, dass sie sowohl das Leben Betroffener als auch das der Angehörigen massiv auf den Kopf stellen.

Narkolepsie
Vielleicht hast du schon einmal von der Schlafkrankheit gehört – so nämlich wird Narkolepsie, eine seltene neurologische Erkrankung, umgangssprachlich bezeichnet.
Die Krankheit kennzeichnet sich unter anderem durch eine extreme Tagesschläfrigkeit aus; Betroffene neigen dazu, „einfach“ einzuschlafen. Der Grund für die plötzlich auftretenden Schlafattacken ist nicht etwa Schlafmangel, sondern eine organische Störung im Gehirn, bei der, vereinfacht ausgedrückt, die Schlaf-Wachregulation gestört ist.
Narkolepsie ist nicht heilbar. Mithilfe von Medikamenten lassen sich Symptome allerdings lindern, so dass Betroffene ein wacheres und angenehmeres Leben führen können. Voraussetzung sind eine eindeutige Diagnose mit individuell abgestimmten Therapieansätzen, um die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.
Tagesschläfrigkeit:
- Betroffen sind tagsüber entweder ständig schläfrig oder erleben plötzliche Einschlafattacken.
- Kurze Schläfchen von 15 bis 30 Minuten führen zu Stunden wacher Frische, bevor die Schläfrigkeit erneut einsetzt.
- tritt oft in monotonen Situationen auf, kann aber auch in aktiveren Momenten wie beim Essen oder Autofahren auftreten
Kataplexie (nur Typ 1):
- Plötzlicher Verlust der Muskelspannung in Gesicht, Armen und Beinen bei starken Emotionen
- dauert normalerweise zwischen fünf und 120 Sekunden an, kann in der Intensität variieren, von erschlafften Gesichtsmuskeln bis hin zu kurzzeitigem Zusammenbrechen.
- Betroffene bleiben bei vollem Bewusstsein.
Hypnagoge Halluzinationen:
- Sinnestäuschungen beim Einschlafen oder Erwachen, wie das Sehen oder Hören von Dingen, die nicht real sind.
- Mögliche taktile Sinnestäuschungen (vermeintliche Berührungen).
Schlaflähmung (Schlafparalyse):
- Temporäre Unfähigkeit, sich zu bewegen oder zu sprechen während des Einschlafens oder Aufwachens.
- Vermischung von Traumwahrnehmungen mit dem Wachbewusstsein, was zu einer kurzzeitigen völligen Lähmung führt.
Gestörter Nachtschlaf:
- wiederholtes, abruptes Aufwachen während der Nacht (ohne erkennbaren Grund), bei denen Betroffene sofort hellwach sind. Die Wachphasen sind meistens kurz, können aber auch länger andauern.
Tagesschläfrigkeit und Kataplexie wie auch der gestörte Nachtschlaf gelten als Kernsymptome einer Narkolepsie Typ 1. Andere Symptome wie Schlaflähmungen und Halluzinationen können ebenfalls auftreten, müssen es aber nicht.
Narkolepsie kann in zwei unterschiedlichen Formen auftreten: Experten differenzieren zwischen Typ 1 (=mit Kataplexie) und Typ 2 (=ohne Kataplexie). Eine Kataplexie ist eine plötzliche Muskelschwäche oder ‑lähmung, die durch starke emotionale Erregung wie Lachen, Freude, Überraschung oder Wut ausgelöst werden kann. Während einer Kataplexie verlieren Betroffene für einen kurzen Moment die Kontrolle über ihre Muskulatur, was zu einem vorübergehenden Zusammenbruch oder Erschlaffung der Muskeln führt. Ein charakteristisches Merkmal der Narkolepsie Typ 1 ist das Fehlen eines messbaren Nervenbotenstoffs im Liquor, was auf den Verlust von Nervenzellen im Gehirn hinweist.
Um eine individuell angepasste Behandlung zu gewährleisten und den Krankheitstyp zu bestimmen, ist eine spezifische Diagnostik durch einen Facharzt essentiell.
Die gravierend in den Alltag eingreifenden Symptome ziehen häufig es eine Reihe von Begleiterscheinungen nach sich. Wer ständig müde ist und mitunter seine Wachphasen nicht kontrollieren kann, fühlt sich zwangsläufig den Widrigkeiten des Lebens schwer gewachsen. Gereiztheit, Einsamkeit bis hin zu Depressionen sind keine Seltenheit und sollten unbedingt berücksichtigt und entsprechend behandelt werden. Viele Betroffene fühlen sich zudem weder von ihrem direkten Umfeld noch von aufgesuchten Fachkräften verstanden oder ernst genommen.
Die Entstehung für Narkolepsie liegt darin, dass im Gehirn ein Verlust von Nervenzellen auftritt, die den Neurotransmitter Hypokretin produzieren. Es wird vermutet, dass dieser Abbau der Nervenzellen durch eine Autoimmunreaktion verursacht wird. Der Neurotransmitter Hypokretin ist entscheidend für die Regulation des Wachzustands, und es scheint, dass eine Fehlfunktion des Immunsystems dazu führt, dass das Immunsystem diejenigen Nervenzellen angreift und zerstört, die Hypokretin produzieren.
Die Ursachen für Narkolepsie können vielfältig sein. Einerseits kann sie durch Hirnschädigungen entstehen, die beispielsweise als Folge eines Schlaganfalls, einer Gehirnhautentzündung oder eines Unfalls mit Hirnverletzung auftreten. In seltenen Fällen kann das Krankheitsbild auch auf familiäre Veranlagungen zurückzuführen sein. Neben diesen Ursachen können auch Umweltfaktoren und bestimmte Auslöser wie Infektionen eine Rolle bei der Entstehung der Krankheit spielen. Die genauen Ursachen und Auslöser von Narkolepsie sind jedoch noch nicht vollständig erforscht und Gegenstand weiterer intensiver wissenschaftlicher Untersuchungen.
Um genauer herauszufinden, ob du möglicherweise an Narkolepsie leidest, empfehlen wir dir, den von uns empfohlenen Selbsttest zu machen. Bitte beachte jedoch, dass eine 100%ige Diagnose nur von einem Arzt gestellt werden kann. Wenn du dir unsicher bist, solltest du dich an einen Mediziner wenden.