Seltene Schlafkrankheiten

Wenn der Tag zur Nacht wird

Es gibt ver­schie­de­ne Schlaf­krank­hei­ten, die als sel­ten gel­ten. Sel­ten bedeu­tet dabei, dass sie nicht häu­fi­ger als bei einer von 2000 Per­so­nen auf­tritt. Die Sym­pto­me der Krank­hei­ten unter­schei­den sich mit­un­ter deut­lich, gemein­sam haben sie jedoch, dass sie sowohl das Leben Betrof­fe­ner als auch das der Ange­hö­ri­gen mas­siv auf den Kopf stellen. 

Dr. Werner und Raphael Müller-Stiftung e.S. - Was bedeuten seltene Schlafkrankheiten wie Narkolepsie
Im Schat­ten des Schlafs, wenn der Tag zur Nacht wird.

Narkolepsie

Viel­leicht hast du schon ein­mal von der Schlaf­krank­heit gehört – so näm­lich wird Nar­ko­lep­sie, eine sel­te­ne neu­ro­lo­gi­sche Erkran­kung, umgangs­sprach­lich bezeichnet.

Die Krank­heit kenn­zeich­net sich unter ande­rem durch eine extre­me Tages­schläf­rig­keit aus; Betrof­fe­ne nei­gen dazu, „ein­fach“ ein­zu­schla­fen. Der Grund für die plötz­lich auf­tre­ten­den Schlaf­at­ta­cken ist nicht etwa Schlaf­man­gel, son­dern eine orga­ni­sche Stö­rung im Gehirn, bei der, ver­ein­facht aus­ge­drückt, die Schlaf-Wach­re­gu­la­ti­on gestört ist.

Nar­ko­lep­sie ist nicht heil­bar. Mit­hil­fe von Medi­ka­men­ten las­sen sich Sym­pto­me aller­dings lin­dern, so dass Betrof­fe­ne ein wache­res und ange­neh­me­res Leben füh­ren kön­nen. Vor­aus­set­zung sind eine ein­deu­ti­ge Dia­gno­se mit indi­vi­du­ell abge­stimm­ten The­ra­pie­an­sät­zen, um die Lebens­qua­li­tät der Betrof­fe­nen nach­hal­tig zu verbessern.

Tages­schläf­rig­keit:

  • Betrof­fen sind tags­über ent­we­der stän­dig schläf­rig oder erle­ben plötz­li­che Einschlafattacken.
  • Kur­ze Schläf­chen von 15 bis 30 Minu­ten füh­ren zu Stun­den wacher Fri­sche, bevor die Schläf­rig­keit erneut einsetzt.
  • tritt oft in mono­to­nen Situa­tio­nen auf, kann aber auch in akti­ve­ren Momen­ten wie beim Essen oder Auto­fah­ren auftreten


Kataple­xie (nur Typ 1):

  • Plötz­li­cher Ver­lust der Mus­kel­span­nung in Gesicht, Armen und Bei­nen bei star­ken Emotionen
  • dau­ert nor­ma­ler­wei­se zwi­schen fünf und 120 Sekun­den an, kann in der Inten­si­tät vari­ie­ren, von erschlaff­ten Gesichts­mus­keln bis hin zu kurz­zei­ti­gem Zusammenbrechen.
  • Betrof­fe­ne blei­ben bei vol­lem Bewusstsein.


Hyp­n­ago­ge Halluzinationen:

  • Sin­nes­täu­schun­gen beim Ein­schla­fen oder Erwa­chen, wie das Sehen oder Hören von Din­gen, die nicht real sind.
  • Mög­li­che tak­ti­le Sin­nes­täu­schun­gen (ver­meint­li­che Berührungen).


Schlaf­läh­mung (Schlaf­pa­ra­ly­se):

  • Tem­po­rä­re Unfä­hig­keit, sich zu bewe­gen oder zu spre­chen wäh­rend des Ein­schla­fens oder Aufwachens.
  • Ver­mi­schung von Traum­wahr­neh­mun­gen mit dem Wach­be­wusst­sein, was zu einer kurz­zei­ti­gen völ­li­gen Läh­mung führt.


Gestör­ter Nachtschlaf:

  • wie­der­hol­tes, abrup­tes Auf­wa­chen wäh­rend der Nacht (ohne erkenn­ba­ren Grund), bei denen Betrof­fe­ne sofort hell­wach sind. Die Wach­pha­sen sind meis­tens kurz, kön­nen aber auch län­ger andauern.

 

Tages­schläf­rig­keit und Kataple­xie wie auch der gestör­te Nacht­schlaf gel­ten als Kern­sym­pto­me einer Nar­ko­lep­sie Typ 1. Ande­re Sym­pto­me wie Schlaf­läh­mun­gen und Hal­lu­zi­na­tio­nen kön­nen eben­falls auf­tre­ten, müs­sen es aber nicht.

Nar­ko­lep­sie kann in zwei unter­schied­li­chen For­men auf­tre­ten: Exper­ten dif­fe­ren­zie­ren zwi­schen Typ 1 (=mit Kataple­xie) und Typ 2 (=ohne Kataple­xie). Eine Kataple­xie ist eine plötz­li­che Mus­kel­schwä­che oder ‑läh­mung, die durch star­ke emo­tio­na­le Erre­gung wie Lachen, Freu­de, Über­ra­schung oder Wut aus­ge­löst wer­den kann. Wäh­rend einer Kataple­xie ver­lie­ren Betrof­fe­ne für einen kur­zen Moment die Kon­trol­le über ihre Mus­ku­la­tur, was zu einem vor­über­ge­hen­den Zusam­men­bruch oder Erschlaf­fung der Mus­keln führt. Ein cha­rak­te­ris­ti­sches Merk­mal der Nar­ko­lep­sie Typ 1 ist das Feh­len eines mess­ba­ren Ner­ven­bo­ten­stoffs im Liqu­or, was auf den Ver­lust von Ner­ven­zel­len im Gehirn hinweist.

Um eine indi­vi­du­ell ange­pass­te Behand­lung zu gewähr­leis­ten und den Krank­heits­typ zu bestim­men, ist eine spe­zi­fi­sche Dia­gnos­tik durch einen Fach­arzt essentiell.

Die gra­vie­rend in den All­tag ein­grei­fen­den Sym­pto­me zie­hen häu­fig es eine Rei­he von Begleit­erschei­nun­gen nach sich. Wer stän­dig müde ist und mit­un­ter sei­ne Wach­pha­sen nicht kon­trol­lie­ren kann, fühlt sich zwangs­läu­fig den Wid­rig­kei­ten des Lebens schwer gewach­sen. Gereizt­heit, Ein­sam­keit bis hin zu Depres­sio­nen sind kei­ne Sel­ten­heit und soll­ten unbe­dingt berück­sich­tigt und ent­spre­chend behan­delt wer­den. Vie­le Betrof­fe­ne füh­len sich zudem weder von ihrem direk­ten Umfeld noch von auf­ge­such­ten Fach­kräf­ten ver­stan­den oder ernst genommen.

Die Ent­ste­hung für Nar­ko­lep­sie liegt dar­in, dass im Gehirn ein Ver­lust von Ner­ven­zel­len auf­tritt, die den Neu­ro­trans­mit­ter Hypo­kre­tin pro­du­zie­ren. Es wird ver­mu­tet, dass die­ser Abbau der Ner­ven­zel­len durch eine Auto­im­m­un­re­ak­ti­on ver­ur­sacht wird. Der Neu­ro­trans­mit­ter Hypo­kre­tin ist ent­schei­dend für die Regu­la­ti­on des Wach­zu­stands, und es scheint, dass eine Fehl­funk­ti­on des Immun­sys­tems dazu führt, dass das Immun­sys­tem die­je­ni­gen Ner­ven­zel­len angreift und zer­stört, die Hypo­kre­tin produzieren.

Die Ursa­chen für Nar­ko­lep­sie kön­nen viel­fäl­tig sein. Einer­seits kann sie durch Hirn­schä­di­gun­gen ent­ste­hen, die bei­spiels­wei­se als Fol­ge eines Schlag­an­falls, einer Gehirn­haut­ent­zün­dung oder eines Unfalls mit Hirn­ver­let­zung auf­tre­ten. In sel­te­nen Fäl­len kann das Krank­heits­bild auch auf fami­liä­re Ver­an­la­gun­gen zurück­zu­füh­ren sein. Neben die­sen Ursa­chen kön­nen auch Umwelt­fak­to­ren und bestimm­te Aus­lö­ser wie Infek­tio­nen eine Rol­le bei der Ent­ste­hung der Krank­heit spie­len. Die genau­en Ursa­chen und Aus­lö­ser von Nar­ko­lep­sie sind jedoch noch nicht voll­stän­dig erforscht und Gegen­stand wei­te­rer inten­si­ver wis­sen­schaft­li­cher Untersuchungen.

Um genau­er her­aus­zu­fin­den, ob du mög­li­cher­wei­se an Nar­ko­lep­sie lei­dest, emp­feh­len wir dir, den von uns emp­foh­le­nen Selbst­test zu machen. Bit­te beach­te jedoch, dass eine 100%ige Dia­gno­se nur von einem Arzt gestellt wer­den kann. Wenn du dir unsi­cher bist, soll­test du dich an einen Medi­zi­ner wenden.